4. Dezember 2019
Was brauchen Teams, um erfolgreich zu sein?
Von den Schlüsselprinzipien guter Teamarbeit
Im Team arbeiten? Ich bin Fan davon. Dabei ist klar: Das „perfekte Team“ per se gibt es nicht. Denn „das Team“ ist ein lebendiges System, das ständig in Bewegung ist. Es ist ein Zustand, der durch…
Text & Bild | Nadine Thomas
Ich bin Fan von Teamarbeit, ganz nach dem Motto: Wer alleine arbeitet, addiert. Wer zusammenarbeitet, multipliziert. Entsprechend entstehen bei mir große Projekte in Co-Kreation. Das bedeutet, im Austausch und in Zusammenarbeit mit anderen – gerne auch mit Menschen unterschiedlicher beruflicher Disziplinen, Hintergründe, Blickwinkel und Bedürfnisse.
Doch glasklar: Das „perfekte Team“ per se gibt es nicht. Denn „das Team“ ist ein lebendiges System, ein Gebilde, das ständig in Bewegung ist. Es ist ein Zustand, der durch das Miteinander und seine Umgebung geformt wird. Jeden Tag aufs Neue. Und das macht kontinuierliche Arbeit „am“ Team notwendig. Gute Teamarbeit ist nicht selbstverständlich!
Geht das schief, sind Teams Orte ungelöster zwischenmenschlicher Konflikte und schwieriger Charakterzüge. Dann ist das Team kein Zustand, der zu innovativen, neuen und kreativen Ideen und Lösungen führt. Dann kann Teamarbeit ordentlich zur Last fallen.
Doch was hilft, dass es erst gar nicht soweit kommen muss?
Die Qualität der Zusammenarbeit hängt von der Fähigkeit der Teammitglieder ab. Der Fähigkeit zu kooperieren und mit Signalen und Symptomen umzugehen sowie jeden Einzelnen in die Kommunikation einzubeziehen. Aber es gibt auch äußere Grundelemente, die gute Teamarbeit beeinflussen!
Fünf Prinzipien erfolgreicher Teams
Ich arbeite mit einem Kompass aus fünf wirkungsvollen Grundprinzipien. Sie dienen im Team als Orientierung und bestimmen, welche Ziele, Weise und Mittel des Handels ausgewählt werden – also wie wir uns verhalten. Wenn sie funktionieren, sorgen sie im Team für Klarheit und stellen Zufriedenheit sicher.
Doch welche Prinzipien sind das? Und woran erkenne ich als Teammitglied, inwieweit das Team die Zusammenarbeit bereits nach ihnen gestaltet? Hier ein Überblick:
(1) Struktur und Klarheit: Sind mir die Ziele und die Prioritäten des Teams klar? Hat jeder einen Überblick über die relevanten Ansprechpartner*innen, Information und Prozesse zur Zielerreichung? Kennt jedes Teammitglied seine Rollen und Aufgaben? Und weiß ich, was von mir erwartet wird?
(2) Verlässlichkeit: Bringt sich jedes Teammitglied ein und übernimmt Verantwortung für seine Aufgaben? Werden diese pünktlich und gewissenhaft erledigt? Werden Absprachen eingehalten? Steht das Team im Mittelpunkt und nicht der Einzelne? Und werden wichtige Informationen rechtzeitig ausgetauscht?
(3) Sinnhaftigkeit: Identifiziere ich mich mit den Zielen des Teams? Kann ich einen persönlichen Sinn in meinem Beitrag erkennen? Und stimmen die Team-Vorgaben mit meinen eigenen Ideen, Handlungsabsichten und Wertevorstellungen überein?
(4) Einfluss, Wirksamkeit: Kann ich mich mit meinem Wissen, Denken und Können einbringen? Kann ich mich im Team als wirksam erleben? Habe ich das Gefühl, dass meine Arbeit für das Team hilfreich ist und mein Beitrag für das Ergebnis einen Unterschied macht?
(5) Psychologische Sicherheit: Fühle ich mich verstanden und akzeptiert? So dass wir alle offen und frei miteinander reden? Fühle ich mich sicher genug, um Risiken einzugehen und zu experimentieren? Nimmt mir das Team übel, wenn ich eine Frage stelle, eine neue Idee vorlege oder einen Fehler eingestehe?
Diese fünf Prinzipien erfolgreicher Teams stammen aus dem »Aristoteles Projekt« von Google (Duhigg, 2016). Dort haben Psycholog*innen, Soziolog*innen, Statistiker*innen und Ingenieur*innen zwei Jahre lang 180 Teams untersucht, bis sich diese Prinzipien als Muster herauskristallisierten. Ich bin keine begeisterte Anhängerin von Google, aber Fan von dem Ergebnis dieser Forschungsarbeit. Zumal es sich mit unterschiedlichen psychologischen Theorie gut absichern lässt.
Diese fünf Schlüsselprinzipien erfolgreicher Teams liefern hilfreiche Anhaltspunkte zur Orientierung, Planbarkeit und Sicherheit im Team. Ich nutze sie als Kompass für Zielvorgaben, zur Ursachensuche bei Konflikten, für konstruktives Feedback und der Überlegung konkreter Veränderungsmaßnahmen.
Ich nehme sie auch gerne mit, wenn ich als Psychologin in Teams gerufen werden. Wenn Arbeitsteams feststecken, immer wieder an ihre Grenzen stoßen, sich ungünstige Muster eingeschlichen haben oder das konstruktive Miteinander fehlt. Die Arbeit mit diesen Prinzipien kann wirklich Wunder bewirken.
Für mich ist die Übersetzung von Team nicht: Toll, ein anderer macht’s! Sondern sie lautet eher so: Tatsächlich echter, anspruchsvoller Mehrwert.
Literaturverweis:
Duhigg, C. (2016). What Google learned from ist quest to build the perfect team. New York Times, 25. Feb. 2016.