5. August 2019

Ein Hoch auf das zeitweilige Nichtstun

Oder von der Rückeroberung des inneren Gleichgewichts

Zurück am Arbeitsplatz, nach meiner Sommerpause. Die Pause – ursprünglich voll guter Vorsätze. Doch der dazu notwendige Hands-on-Modus ließ sich nicht herbeiführen…

Text & Bild | Nadi­ne Tho­mas

Zurück am Arbeits­platz, nach mei­ner Som­mer­pau­se. Die­ses Mal kein „Juhuuu!“ oder „Juhee!“. Denn, um ehr­lich zu sein, weiß ich noch nicht, wie ich es fin­de.

In den letz­ten Wochen kam zum ers­ten Mal die Fra­ge auf: „Macht das alles wirk­lich Sinn?“ Ganz tief aus dem Inne­ren. Unge­schminkt, erschre­ckend, ver­nich­tend.

Die Zeit davor war inten­siv und anstren­gend, das lässt sich nicht schön­re­den. Ich befand mich meist weit außer­halb mei­ner Kom­fort­zo­ne, im Bereich der Ter­ror­zo­ne, dort wo man, nach Brei­den­bach und Rol­low (2019), aus dem gesun­den Lern­gleich­ge­wicht her­aus­fällt.

Es war eine men­tal anstren­gen­de Pha­se, die von mei­nem Sicher­heits­be­dürf­nis eini­ges abver­lang­te. Vor allem eines: war­ten. Wenn die Außen­welt ein ande­res Tem­po hat. Oder ande­re Prio­ri­tä­ten. Du trotz­dem in den Start­lö­chern ste­hen musst. Dann Voll­gas, Voll­brem­sung, Rück­wärts­gang – oder doch nicht? Und das Gan­ze im Wie­der­hol­pro­gramm, aus ganz unter­schied­li­chen Rich­tun­gen.

Neben vie­len Höhen (ich möch­te nicht kla­gen!) war es also eine Zeit gro­ßer Her­aus­for­de­run­gen, Schwie­rig­kei­ten und, ja, Ängs­te. Fakt ist: Ich muss den Umgang mit der unbe­stän­di­gen, unsi­che­ren Außen­welt noch immer ler­nen. Wachs­tums­schmer­zen sind nie ange­nehm, ich weiß das. Aber die­ses Mal bin ich so rich­tig rich­tig aus dem Gleich­ge­wicht gekom­men.

Zum Urlaubs­start fühl­te ich mich schach­matt. Und zu allem Ärger­nis stan­den plötz­lich zwei unge­be­te­ne Gäs­te in der Tür: die inne­re Kri­ti­ke­rin und die Per­fek­tio­nis­tin. Ein ungüns­ti­ges Dop­pel, wenn sie allei­ne sind. In Win­des­ei­le war mei­ne Innen­welt von den bei­den Stö­ren­frie­den beschlag­nahmt. Sie waren das Gegen­teil von sau-nett. Es war furcht­bar. Und gera­de nie­mand da, der ihre Dia­lo­ge hät­te stop­pen kön­nen. Wie gesagt – schach­matt.

Mei­ne Som­mer­pau­se, ursprüng­lich voll guter Vor­sät­ze. Ich woll­te so vie­le Din­ge tun, für die ich mir sonst kei­ne Zeit neh­me. Sie ken­nen das. Doch der dazu not­wen­di­ge Hands-on-Modus ließ sich nicht her­bei­füh­ren.

Also ent­schied ich mich fürs Nichts­tun – für die Faul­heit, den Müßig­gang. Für die ent­spann­ten Din­ge im Leben. Für das Aus­schal­ten der Uhren. Knall­hart. Ich besann mich dar­auf, dass es auch sol­che Tage geben muss. Tage, in denen man antriebs­los und müde ist. Tage vol­ler Zwei­fel und Fra­ge­zei­chen. Akzep­tier­te, dass nicht immer die Son­ne schei­nen kann – trotz Som­mer und Urlaub. Und dass das gut so ist, wie es ist. Es hat ja Grün­de.

Und irgend­wann war sie wie­der da, die inne­re Ruhe. Das Gleich­ge­wicht.

Nun bin ich gespannt, wie es wei­ter­geht. Ich habe irgend­wo mal gele­sen: „Es ruckelt immer ein biss­chen, wenn das Leben in den nächs­ten Gang schal­tet“. Fand ich inter­es­sant. Der Coach in mir weiß: das ist so. Und das Grün­de­rin­nen-Leben ruckelt sowie­so.

 

Lite­ra­tur­ver­weis:

Brei­den­bach, J. & Rol­low, B. (2019). New Work needs Inner Work. Ein Hand­buch für Unter­neh­men auf dem Weg zur Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on. Ber­lin: Das Dach Ber­lin UG.