22. August 2019

Der Bürohund ist keine Lösung

Ein Appell zur Arbeit an den Ursachen, nicht an den Symptomen

Meine Arbeit dreht sich sehr oft um die Passung zwischen dem „Innen“ (Individuum) und dem „Außen“ (Arbeitswelt). Häufig komme ich als Coach genau dann zum Einsatz, wenn beides „Reibung“ erzeugt…

Text & Bild | Nadi­ne Tho­mas

Mei­ne Arbeit dreht sich sehr oft um die Pas­sung zwi­schen dem „Innen“ (Indi­vi­du­um) und dem „Außen“ (Arbeits­welt). Häu­fig kom­me ich als Coach genau dann zum Ein­satz, wenn bei­des „Rei­bung“ erzeugt, es bereits län­ger zwickt und zwackt, das eine nicht zum ande­ren passt.

Bei der Lösungs­su­che (ob für Arbeits­teams oder im Ein­zel­coa­ching) ist mir super­wich­tig, den Men­schen im Blick zu behal­ten – ihn nicht zu ver­bie­gen, ihn nicht auf Bie­gen und Bre­chen anpas­sungs­fä­hi­ger für sein Arbeits­um­feld (Außen) zu machen.

Emo­tio­nen wie Ärger und Wut oder das Stress­ge­fühl spie­len in die­sem Pro­zess eine wich­ti­ge Rol­le. Sie sind für mich als Psy­cho­lo­gin wich­ti­ge Signa­le, denn sie zei­gen mir, dass etwas nicht stimmt. Im Coa­ching schau­en wir uns die Emo­tio­nen an, schau­en uns an, woher die „Rei­bung“ kommt, war­um es weh tut.

Sind die Ursa­chen gefun­den, geht es mir als Coach dar­um, die Selbst­wirk­sam­keit mei­ner Kun­din­nen und Kun­den zu stär­ken. Hand­lungs­spiel­räu­me auf­zu­zei­gen. Dar­in zu unter­stüt­zen Res­sour­cen wahr­zu­neh­men und zu nut­zen. Es geht dar­um, Wege zu fin­den, das Arbeits­le­ben kom­pe­ten­ter, siche­rer und zufrie­de­ner zu gestal­ten. Und natür­lich geht es dabei auch öfter um „Selbst­op­ti­mie­rung“.

Nicht sel­ten bedeu­tet es aber im Sin­ne der „Pas­sung“ auch äuße­re Struk­tu­ren, die Rah­men­be­din­gun­gen, zu ver­än­dern. Sto­ßen wir dabei an Gren­zen, die sich nicht ver­schie­ben las­sen, suchen wir nach einem ande­ren Arbeits­platz.

„Ent­spann mal!“, fin­de ich in die­sen Situa­tio­nen den fal­schen Ansatz, lang­fris­tig gese­hen. Denn, wenn es im Job reibt, man d‑a-u-e-r-h-a-f‑t gestresst oder frus­triert ist, hilft auf lan­ge Sicht kei­ne Yoga-Sit­zung, kein Work­shop zum Stress­ab­bau und kein Büro­hund. Da zählt die Arbeit an den Ursa­chen, nicht an den Sym­pto­men! Oder ein ener­gi­sches: Raus da!

Es ist gera­de in DER TAGESSPIEGEL ein Arti­kel des Jour­na­lis­ten Max Tholl erschie­nen, der sich mit dem The­ma „Acht­sam­keit als Mit­tel der Selbst­op­ti­mie­rung“ befasst. Sein Fazit:

„Es geht nicht nur dar­um, Auto­no­mie über den eige­nen Geist zurück­zu­er­lan­gen, son­dern auch über die eige­nen Umstän­de. Im Jetzt leben, wie es die Acht­sam­keit for­dert, darf nicht auf Kos­ten der Zukunft gehen.“

Genau so!