8. Mai 2019
Alten Glaubenssätzen Beine machen
Eine Buchempfehlung
Sie suchen nach einer erfrischenden Selbstreflexion? Ich möchte Ihnen ein wunderbares Buch empfehlen. Es stellt eine Strategie vor, um Muster aufzudecken und abzulegen, die Sie möglicherweise immer wieder in die Sackgasse führen…
„Das Kind in dir muss Heimat finden“. Was ein wahnsinnig gutes Buch! Längere Zeit auf Platz 1 der Spiegel-Bestseller-Liste, geschrieben von Stefanie Stahl, Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin.
Das Buch nimmt Sie mit auf eine spannende Reise in Ihre Innenwelt. Es stellt eine Strategie vor, um Muster aufzudecken und abzulegen, die Sie immer wieder in die Sackgasse führen, die Sie im Arbeitsleben oder im Privaten ausbremsen. Muster, die immer wieder im Konflikt mit Kollegen oder Vorgesetzten enden. Muster, die dazu führen, dass in vermeintlich harmlosen Situationen die Wut in Ihnen hochkocht. Oder, die Angst Sie in Besitz nimmt.
Im Fokus des Buches stehen Glaubenssätze:
„Tief verankerte Überzeugungen, die eine Einstellung zu uns selbst oder zu unseren zwischenmenschlichen Beziehungen ausdrücken“.
Wenn wir Psychologinnen und Psychologen von „tief verankert“ sprechen, geht die Reise meistens weit zurück. Bis in die Kindheit. Es geht also um frühkindliche Prägungen. Und dabei auch um diejenigen, die durch Kränkungen und Verletzungen entstanden und unreflektiert geblieben sind, bis heute aber unsere Sicht auf die Dinge beeinflussen. Prägungen, die sich in unserer Kindheit tief im Unbewussten verankert haben und uns als Erwachsene daran hindern, unser volles Potential zu entfalten. Die uns als dysfunktionale Glaubenssätze das Leben schwermachen. Ob im Beruflichen oder im Privaten.
Stefanie Stahl verpackt das psychologische Prinzip mentaler Schemata in eine verständliche und greifbare Parabel und nennt die ungünstigen Prägungen „das Schattenkind“. Ist das Schattenkind „aktiv“, schauen wir mit dieser „negativen Brille“ auf uns und unsere Umwelt. Ab diesem Moment bestimmt die Brille unsere Wahrnehmung, das Denken, die Gefühle und unser Verhalten. Also Glaubenssätze, die möglicherweise seit der Kindheit nicht aktualisiert wurden!
Dabei wird deutlich, dass es sich bei Glaubensätzen nicht um „die Wahrheit“ handelt, sondern um Ihre subjektive Wirklichkeit. Um Projektionen Ihrer Glaubenssätze auf die Wirklichkeit. Eine Wirklichkeit, die durch Ihre „persönlichen Wahrnehmungsverzerrungen“ geprägt ist.
Das Buch regt zum Nachdenken an. Tiefgründig. Es verhilft zu einer erfrischenden Selbstreflexion. Und es bietet, neben der Ist-Analyse und Ursachensuche, einen funktionstüchtigen Lösungsansatz mit dem es gelinkt, die
„ungünstigen Projektionen aufzulösen und durch bessere und realistischere zu ersetzen“.
Es lehrt uns das „innere Kind“ von dem „vernünftigen Erwachsenen“ zu trennen. Aus dem Modus des Schattenkindes auszusteigen und in unser Erwachsenen-Ich mit realistischen Projektionen zu wechseln – oder dem „Sonnenkind“, den positiven Glaubenssätzen, den Vortritt zu lassen. Wer mag, erhält also ein Update seiner innerpsychischen Prozesse.
Stefanie Stahl verpackt ihr geballtes psychologisches Fachwissen in ein Gedankenmodell, das es ermöglicht, über zwischenmenschliche Probleme aus einer neuen Perspektive heraus nachzudenken und Antworten zu finden.
Halleluja, bin ich erschrocken, wie oft ich noch in „Kinderschuhen“ durchs Leben laufe. Und tatsächlich frage ich mich in Konfliktsituationen nun häufiger, welche Schuhgröße ich gerade trage? Und welche hilfreich wäre, um das Problem zu lösen?
Literaturverweis:
Stahl. S. (2015). Das Kind in dir muss Heimat finden. Der Schlüssel zur Lösung (fast)aller Probleme. München: Kailash.